Homöopathische Behandlung
Die Behandlung im Sinne der Homöopathie unterscheidet sich nach Krankheitstyp:
Bei Akutkrankheiten ist eine kurze, sorgfältige Fallaufnahme für die Verschreibung einer geeigneten Arznei in den meisten Fällen ausreichend.
Bei chronischen Krankheiten bedarf es einer ausführlichen biografischen Anamnese, die im allgemeinen zirka zwei Stunden dauert, um das individuell passende Arzneimittel zu finden.
Anamnese
Nach der Philosophie der Homöopathie ist es unabdingbar, dass eine genaue Kenntnis aller Krankheitssymptome und der individuellen Reaktionsweisen des Patienten notwendig ist, um das ähnlichste Arzneimittel „Simile“ zur Behandlung herausfinden zu können. Dazu wird eine ausführliche Befragung des Patienten, das bedeutet Erstanamnese, durchgeführt mit folgenden Schwerpunkten:
- Jetzige Beschwerden und bisherige Behandlung, sowie mögliche Ursachen oder Begleitumstände der Erkrankung.
- Frühere Krankheiten und eventuell Entwicklungsstörungen von Geburt an.
- Persönliche und berufliche Lebensgeschichte
- Auffällige Krankheiten oder Todesursachen bei Vorfahren und anderen Verwandten.
- Individuelle Reaktionen z.B. auf Klima, Nahrung, Stress und andere Belastungen, sowie persönliche Lebensgewohnheiten.
Die homöopathische Erstanamnese sollte ergänzt werden duch eine körperliche Untersuchung sowie bei Bedarf durch Labor, EKG, Röntgen usw.
Repertorisation
Diese oft sehr zeitaufwändige Arbeit beginnt nach der Erstanamnese und Untersuchung mit dem Ordnen der vielfältigen Informationen im Geist- und Gemütsbereich, auf der allgemein vegetativen Ebene und dem Bereich der einzelnen Organe. Für diese Symptomenkombination muss das „Simile“, das heißt das möglichst in seinem Arzneimittelbild ähnlichste Mittel gefunden werden, das zu den jetzigen Krankheitserscheinungen und zu dem Gesamtbild des Patienten am besten passt. Es sollte wie ein komplizierter Schlüssel genau ins Schloss passen, andernfalls kann man keine Reaktion erwarten.
Hilfsmittel hierfür sind umfangreiche Arzneimittellehren und die so genannten Repertorien, Symptomensammlungen in Buchform oder als Computerprogramme.
Man sollte sich daher nicht darüber wundern, dass wir homöopathischen Ärzte oft während der Patientenbefragung im Repertorium nachschlagen, denn dieses ist oft hilfreich für gezielte Fragestellungen, die schon zur Differenzierung verschiedener möglicher Medikamente führen.
Da homöopathische Heilmittel in weiten Teilen große Ähnlichkeiten miteinander haben können, ist die Entscheidung für ein Medikament oft sehr schwierig und zeitaufwändig.
Sorgfalt, Erfahrung und gründliche homöopathische Mittelkenntnisse sind für die Wahl eines Medikamentes von größter Bedeutung.
Zitate
„Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden (ὅμοιον πάϑος) für sich erregen kann, als sie heilen soll! Diesen homöopathischen Heilweg lehrte bisher niemand, niemand führte ihn aus.“
Samuel Hahnemann
Arzneimittelgabe
Wichtig ist zu wissen, dass in der klassischen Homöopathie stets nur mit Einzelmitteln behandelt wird. Die Mischung mehrerer homöopathischer Mittel entspricht nicht den von Hahnemann und seinen Nachfolgern durch Erfahrung aufgestellten Regeln.
Die Medikamente stehen zur Verfügung als Tropfen, Tabletten, Globuli (das sind kleine Rohrzuckerkügelchen, die für den Versand in kleinen Wachstütchen mit etwas zusätzlichem Milchzucker pulverisiert werden können).
Die Einnahmehäufigkeit der Mittel wird immer individuell festgelegt; meist werden Globuli verordnet. Diese sollen mit einem Abstand zu Essen, Trinken, Zähneputzen von mindestens 30 Minuten unverdünnt im Mund zergehen, falls nicht andere Anordnungen vorliegen. Bei der Einnahme in flüssiger Form müssen Gefäß und Löffel anschließend sehr gründlich unter fließendem Wasser abgespült werden, da hier feinste Spuren des Mittels noch wirksam sein können.
Beobachtung
Nach der Mittelgabe sollen die Patienten auffällige Veränderungen in ihrem Befinden beobachten und in chronischen Fällen am besten notieren. Ohne verlässliche Angaben über die Mittelwirkung kann der Arzt diese nicht beurteilen.
Erstreaktion
Erstreaktion ist die vorübergehende Verstärkung vorhandener Symptome. Diese ist ein Zeichen für eine positive Reaktion auf das Medikament, sie ist harmlos und lässt eine anschließende deutliche Besserung erwarten.
Wirkungseintritt und Wirkungsdauer
Wirkungseintritt und Wirkungsdauer nach homöopathischer Mittelgabe sind individuell sehr unterschiedlich. Sie sind in akuten Fällen oft sehr kurz, während bei chronischen Krankheiten eine einmalige Mittelgabe viele Wochen bis Monate positiv wirken kann, wenn sie nicht gestört wird.
Man kann sich das vielleicht so vorstellen, dass das homöopathische Mittel, wenn es die Lebenskraft richtig trifft, einen Impuls bedeutet, der im Organismus Kettenreaktionen von Selbstheilungsprozessen auslöst. Ein neuer Impuls ist erst wieder notwendig, wenn diese Reaktionen erschöpft sind, oder wenn andere Symptome eine neue Mittelwahl erfordern.
Bei schon jahre- oder jahrzehntelang bestehenden chronischen Krankheiten muss naturgemäß oft mit sehr langsamen Heilungsverläufen gerechnet werden.
Im Laufe der Behandlung können gelegentlich Symptome früherer, scheinbar überwundener Krankheiten vorübergehend wieder auftreten. Diese sind im allgemeinen Zeichen einer guten Mittelwirkung und sollten nicht unterdrückt (aber kontrolliert) werden. Sie verschwinden meist nachhaltig ohne weitere Behandlung.
Bei akuten Erkrankungen oder Verletzungen können häufige Mittelgaben in kurzen Zeitabständen notwendig sein. Hier sollten Reaktionen sehr rasch erkennbar sein.
„Homöopathie ist die modernste und durchdachteste Methode, um Kranke ökonomisch und gewaltlos zu behandeln. Die Regierung muss sie in unserem Land fördern und unterstützen. Genauso wie mein Prinzip der Gewaltlosigkeit niemals scheitern wird, enttäuscht auch die Homöopathie nie.“
Mahatma Gandhi
Weitere Informationen über
– Homöopathie
– Tipps zur homöopathischen Behandlung